72 ALLGEMEINES ÜBER DALMATIEN. gäbe beschränkt blieben, den häuslichen Herd gegen die türkischen Seeräuber zu schützen. Zu der Plage der letzteren, die besonders in Albanien ihre Schlupfwinkel hatten, gesellten sich nun aber noch die Einfälle der Sandschaks von Bosna und Mostar, die bald im Kampfe gegen Venedig, bald gegen Ungarn von 1497 an Croatien und Dalmatien zu drangsalieren begannen. Allerdings weckten diese Angriffe das croatische Heldenthum und die Geschichte hatte Thaten zu verzeichnen, wie die ruhmvollen Vertheidigungen von Knin (1522) und Clissa (1522 und 1537). Schliesslich siegte jedoch die türkische Übermacht und 1537, acht Jahre nachdem die Türken zum ersten Mal vor Wien standen, fiel Clissa, so dass die Türkenmacht nun fast vor den Mauern von Spalato hielt. Die Neuzeit hatte also für Dalmatien mit bitteren Leiden begonnen und diese stabilisierten sich in der Folge sogar für längere Zeit, da Venedig unglücklich gegen die Türken kämpfte und gezwungen war, das binnenländische Dalmatien an den Sultan abzutreten. Jene einzige Periode in der Geschichte des Landes begann, wo ein Pascha auf Clissa seinen Sitz hatte und von dort aus das neue Sandschakat verwaltete, während sich da und dort türkische Moscheen erhoben, die aber heute bis auf die Moscheeruine in Drni§ und einige Spuren des islamitischen Cultus in der Festung Clissa verschwunden sind. Im folgenden Jahrhundert stand die Türkenmacht in ihrem Zenithe und Venedig hütete .sich seit 1573, mit dem Halbmond anzubinden. Clissa aber blieb noch eine Weile als dalmatinisches Troja viel umstritten — 1596 eroberten es vorübergehend die Österreicher — und auch in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts stellte sich nur ein verhältnismässiger Frieden im Lande ein. Doch begannen um die Mitte des XVII. Jahrhunderts bereits von Dalmatien aus jene Kämpfe gegen den Islam, welche dessen Niedergang einleiten sollten. Wieder giengen die Türken angriffsweise vor, indem der Pascha von Bosnien 1646 vor Novigrad rückte. Allein in dem venetianischen General Foscolo fand er einen tapfern Gegner und 1648 waren ausser anderen Orten auch die wichtigen Festungen Knin und Clissa im Besitze der Vene-tianer, welche speciell Clissa auch in den folgenden Kämpfen behielten. Gegen Ende des XVII. Jahrhunderts war die Aufgabe, die Türkenmacht radical zu brechen, auf Österreich übergegangen, das — nachdem es 1683 mit Noth den Feind aus seiner Hauptstadt Wien abgewehrt — schon wenige Jahre später die stolze Genugthuung erlebte, den Prinzen Eugen siegreich durch Ungarn bis in das Land des Feindes selbst Vordringen zu sehen. Gleichzeitig operierten auch die Venetianer oder besser gesagt, die unter venetianischem Oberbefehl fechtenden Croaten und Dalmatiner siegreich und begannen den Kampf auf bosnisch-hercegovinisches Gebiet hinüberzuspielen. Im Karlowitzer Frieden (1699) erhielten die Venetianer zu ihrem alten Küstenbesitze, dem Acquisto vecchio, die Acquisto nuovo genannten, landeinwärts gelegenen Gebiete und die neue Grenze verlief nun von Knin über