FISCHFANG. 53 Ein guter Sommerfisclifang beschäftigt viele Menschen: Unternehmer, Fischer, Einsalzer, Fassbinder etc. und belebt die Küstenschiffahrt, wie daraus erhellt, dass 1875 z. B. 38.000 Fässer gesalzener Fische (davon 22.000 von Comisa auf Lissa) zur Ausfuhr kamen. Das Geschäft ist jedoch mit mancherlei Bisico verbunden, da die Auslagen für Netze, Beleuchtungs-Material und Mannschaftssold per Partie circa 1000 Gulden betragen. In zweiter Linie von Bedeutung ist der Thunfischfang, der ebenfalls in doppelter Weise betrieben wird. In Nordwest-Dalmatien benützt man wie im Quarnero die sogenannten Tonnaren (von it.: Tonno = Thunfisch), d. h. schräg aufgerichtete Leitern, auf welchen ein Wächter nach der Ankunft der Thune auslugt.1 Im übrigen Dalmatien sind mehr die, grössere Geschicklichkeit erfordernden Thunfisch-Schleppnetze gebräuchlich, welche man Polandara nennt. An Bord einer „Leuto“ genannten Schnabelbarke befinden sich nebst dem hochaufgeschichteten, etwa 480 Meter langem Beutelnetze zwölf und mehr Buderer unter Anführung des Oapitäns, der vom „Bostro“ aus die Bewegungen der Thunfische beobachtet und natürlich deren Antriebe, sowie die Seeströmungen und die Einwirkung derselben genau kennt. Möven, welche sich gierig auf die von den Tliunen verfolgten Sardellen und Anchovi stürzen (im Winter Lachmöven, im Sommer Silbermöven), künden das Nahen der Fische und nun werden sofort einige Bootsleute ausgeschifft, welchen man ein Ende des Seils anvertraut, während das Boot rasch weiterfährt, um die Thune einzuschliessen. Ist dies gelungen, so werden die anderen Buderer ausgeschifft, welche das andere Ende des Netzes ergreifen und die Polandara gegen das Ufer ziehen, wo gewöhnlich schon Bauern zusehen und nun zur Hilfe herbeieilen. In guten Jahren fängt man wohl eine Million Kilo Thunfische, die zumeist von Kaufleuten in Triest und Venedig auf telegraphischem Wege für 20 bis 40 Kreuzer per Kilo gekauft und mittelst Dampfschiff zugestellt werden. Mit der Polandara oder einem ähnlichen Migavica genannten Netz fangt man oft grosse Mengen der den Thunfischen verwandten Boniten (Palamis sarda), die ein noch schmackhafteres Fleisch liefern. Ebenfalls von Bedeutung für die dalmatinischen Fischer ist der Fang der Meeräschen, Barben und Brassen, der Haie und Bochen, sowie verschiedener Kopffüssler und Muscheln. (Siehe Capitel „Marine Fauna“.) Speciell den Austernfang sucht die Österreichische Gesellschaft für Fischfang und Fischzucht durch die Anlage von Austernbänken zu heben; die berühmte dalmatinische Schwammfischerei aber liegt hauptsächlich in den Händen der Crappanesen (Dorf auf dem Scoglio Crappano bei Sebenico), welche jährlich zwischen Februar und October 80 bis 90 mit je zwei Mann besetzte Ruderboote aussenden und von ihrem Fange etwa 20.000 Gulden Gewinn ziehen. 1 Auch beim Fang anderer Strichfische wie der Meeräschen bei Sabbion-cello ist das Ausstellen von Wächtern gebräuchlich.