384 AUSFLÜGE VON SPALATO. unter der Smilax finde, es küssen dürfe, und die Pistazie, die in zwei Abarten vorkommt: einer kleinfiederblättrigen (Pistacia lentiscus), die sebr gemein ist, und einer minder häufigen gross-fiederigen Art1 (Pistacia terebinthus), die mit dem echten Johannisbrotbaum Ähnlichkeit hat. All’ diese Pflanzen, nebst verdorrten, mit silberhaarigen Fruchtgrannen behangenen Zweigen der Waldrebe (Clematis vitalba) und kahlen Ruthen des im Mai über und über mit gelben Blüten bedeckten Spartianthus junceus sammeln wir noch vor Erreichung der Kammregion des Monte Marjan, die sich unter Anderem durch das plötzliche Auftreten krystallisierten Kalkes anzeigt. Zur liechten des Weges sehen wir nämlich etwas wie Candiszucker glänzen und entdecken nun als Kluftausfüllung mächtige Drusen von honiggelbem Kalkspath an einer Stelle, wo dem schieferig-thonigen Plattenkalk grauer, körniger Kalk (von Fortis „gemeiner dalmatinischer Marmor“ genannt, da er im Bruch etwas an Alabaster gemahnt) auflagert. Wenige Schritte und wir stehen auf dem Kamm und haben nicht nur im Süden, sondern auch im Norden das Meer, hier begrenzt von der Riviera der Sieben Castelia, aus deren grünen Weingefilden die sieben Dörfchen weiss hervorleuchten, während dahinter der mächtige Kozjakwall aufsteigt, auf dessen Höhe man das von zwei Bäumen flankierte St. Georgs-Capell-chen ausnimmt. In der Richtung gegen die Capelle bildet den näheren Vordergrund die schöne Salonitaner Bucht mit dem auf einem Vor-sprunge der spalatinischen Halbinsel liegenden Kloster Paludi und dem im innersten Buchtwinkel an der Mündung des Jader-fiusses situierten Dörfchen Yranjic, das seiner ins Meer hinausgerückten Lage wegen oft als „Piccola Yenezia“ (Klein-Venedig) bezeichnet wird. Uber dem Feld von Salona bauen sich Dorf und Veste Clissa auf in jener Senke zwischen Kozjakwall und dem Mosorgebirge, in der man weit draussen, als einen der äussersten Fernpunkte der Aussicht, den 45 Kilometer entfernten Prolog entdeckt, einen Theil des Zuges der Dinarischen Alpen, auf welchen die Grenze zwischen Dalmatien und Bosnien verläuft. 1 Die kleinfiederige Art wird von den Croaten Triselja, Smarka, Ku-novina, die grossblättrige dagegen Smardlika, Terpentik genannt.