436 VON METKOVIC NACH RAGUSA. dritte, zwei Sooglien (Banja und Gavanj) vorscliiebende Halbinsel gegen Nordwesten vors treckt. Zwischen den Scoglien öffnet sich links die schlammige Bucht, in welcher die Bewohner der nahen Dörfer nach Austern, Seedatteln und Steckmuscheln fischen, rechts (im Westen) liegen am Fuss des Zjat die Ortschaften Luka, Malo selo und Hodilje, an welchen wir voriiberdampfen, um — die letzterwähnte Halbinsel links lassend1 — in den Hintergrund des Canals von Stagno piccolo zu gelangen. Das Schiff fährt aber nicht bis in den äussersten, noch etwa 4 Kilometer sich erstreckenden Buchthintergrund (Valle Kuta), sondern biegt rechts in einen kleinen Hafen ein, in dessen Hintergründe man das malerische Stagno piccolo (Mali Ston) erblickt. Zunächst fällt hier die mächtige Mauer auf, welche von der Anhöhe des Dorfes herabzieht und am Strande mit einem Bundthurm endet. Ihre altersgraue Fläche bekleiden Geschlinge violettblühender Winden, in welchen grüne Eierfrüchte hängen und aus den Eitzen sprossen Pyramiden-Glocken-blumen; im Schatten der Mauer aber spielt sich am Strande die Ein- und Ausladung des Schiffes ab, welche manchen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse der Gegend gestattet. Gewöhnlich stehen Sardellenfässer und Körbe, welche mit den berühmten Austern von Stagno gefüllt sind, zur Absendung bereit; ausgeschifft dagegen werden namentlich Strohdecken, die zum Ölpressen dienen, und Ballen Heu, welche gelegentlich aus Bosnien an diese grasarmen Gestade gebracht werden. Spazieren wir nun nach Stagno grande hinüber, so begleitet uns zur Eechten die vom alten Fort Stagno piccolo bis zum Fort von Stagno grande ziehende Mauer, welche Eagusa mit einem Aufwande von 120.000 Ducaten aufführen liess, als es Stagno grande im Jahre 1333 von Stefan Uroä III. von Serbien gegen eine Jahreszahlung von 500 Perperi (ungefähr 250 ragu-säische Ducaten) erworben hatte. Die kurze Strasse ist von einer reichen Vegetation besäumt, wahren Dickichten von Wacholder, Brombeersträuchen, Weissdorn, Mastix-, Eosen-und Granatäpfelsträuchen, Erica arborea u. a., in deren Schatten noch im Herbst Königskerze und Cyclamen blühen. Gegen Stagno grande hin treten Quittenbäume, Oliven- und Feigenbäume, Akazien, Eucalypten und Meerstrandskiefern dazu; der Boden ist reich cultiviert mit Mais und Kohl, und wenn wir uns der Bucht von Gross-Stagno nähern, in welcher der Seichtigkeit wegen das Fahrwasser mit Holzbockreihen bezeichnet ist, sehen wir links des Molo die Salinen, die Eagusa noch im Jahre 1575 15.900 Ducaten eintrugen, rechts die Austernbänke. Stagno grande (Veliki Ston), an dessen Stelle schon die Peutin-ger’sche Tafel ein „Turris Stagno“ verzeichnet und das, wie bereits erwähnt, 1333 bis 1808 im Besitze der Eagusäer war, ist im Jahre 1850 durch ein 1 Bei dieser Halbinsel sinkt die Tiefe des Wassers auf 4 Meter.