CETINJE. ein Stoss Holz, besonders aber das Haus Pop Perov Han (Haus des Popen Pero)1 beweisen uns, dass auch diese typische Karstregion eine — allerdings spärliche — Besiedlung mit abgehärteten anspruchslosen Menschen aufztiweisen hat. Fort Serpentinen beschreibend, senkt sich die Strasse nun, den Weiler Dubovik rechts lassend, in das Cetinjsko Polje, dessen Nordwestende buchtartig in das nun hinter uns liegende Karstgebirge eingreift. Erst folgt rechts eine kleine Häusergruppe (der Han von Bajce), dann links die Häuserzeile des Dorfes Bajce mit dem aus ein paar Kreuzen — ohne Umfassung — bestehenden Friedhof, bei welchem eine Capelle mit einem jener rechteckigen, für drei Glocken eingerichteten Campanile steht, die schon in NjeguSi zu bemerken waren. Nach Bajce folgt rechts der Strasse das isoliert stehende ummauerte Pulvermagazin (Däebana), gut 2 Kilometer von Cetinje, von dem es durch Maisfelder und steinige Weiden getrennt ist, über welche der Blick links und rechts der Strasse auf bebuschte Karstzüge trifft. Schon von der Höhe nehmen wir im Südostwinkel des Polje, wo sich die Karstzüge durch den Siegel des Belvedere verbinden, die röthgedeckten Häuser von Cetinje und am rechtsseitigen Gehänge, neben einem grünen Pavillon, die goldene Kuppel des Denkmales Danilos aus ; nun aber beginnen, in einem Terrain, das je näher der Stadt, desto steriler wird, beiderseits der Strasse die ersten grauen Steinhäuser und erinnern uns durch ihre rothe Hohlziegeldachung und die grünen und blauen Fensterladen, dass wir uns fast in der Breite Eoms befinden, während zugleich die, bei den ersten mehr dörfischen Häusern der langen Ortszeile aufgeschichteten Holzvorräthe daran gemahnen, dass Cetinje in 660 Meter Seehöhe liegt und ziemlich kalte schneereiche Winter hat. Cetinje.2 Die interessanten Gebäude Cetinjes drängen sich sämmtlich in die Nähe der beiden fürstlichen Paläste zusammen, welche man mit wenigen Schritten erreicht, wenn man, von dem zwischen dem Palais des Erbprinzen Danilo und dem Mädchen-Erziehungsinstitut gelegenen „Grand Hôtel“ kommend, die von der Hauptstrasse links zum alten Kloster führende Strasse einschlägt. In dieser platzartigen Seitenstrasse liegt nämlich das jetzt vom Fürsten bewohnte Palais links, das alte Palais („Biljar“) rechts. Beginnen wir unsere Besichtigung mit dem historisch bedeutsamsten Gebäude Cetinjes, dem am Abhange des Orlov Krä (Adlersteingebirges) stehenden Kloster (Manastir), das schon in den Jahren 1484/85 von Ivan Crnojevic, und zwar nach dem Muster des Klosters Maria Dolorosa in Ancona erbaut worden ist. Wie bereits in der geschichtlichen Übersicht 1 Hier zweigt eine links im Bau begriffene Strasse nach dem von Fürst Nikola neugegründeten Städtchen Danilovgrad im Zetathale ab. 2 Hotels: „Grand Hôtel“ (recht gut); „Hôtel Kraljevic Marko“, älter, schon von Kohl als reinliche Locanda gelobt.